Luftveränderung – Vom 11. bis 17. Juni 2023 reisten Mitglieder unserer Klima AG zusammen mit weiteren interessierten Schülern aus den Klassen 7 – 10 nach Gaj bei Krakow, um sich dort gemeinsam mit polnischen Schülern mit dem Thema Luftverschmutzung zu beschäftigen.
Es war eine intensive, erlebnisreiche und vergnügliche Woche.
Den ersten Tag verbrachten wir an unserer Partnerschule in Gaj, wo wir im Chemieunterricht unser Wissen über jene Elemente und Verbindungen auffrischten, die in der kommenden Woche immer wieder von den Experten vor Ort thematisiert wurden: Kohlenstoffdioxid (CO2), Schwefeldioxid (SO2), Stickoxide (NOx) und Staub. Wir führten ein Experiment zur Kalkabscheidung durch, ein Verfahren, das uns gleich am nächsten Tag in der riesigen Müllverbrennungsanlage ‚Ekospalarnia‘ in der Praxis begegnete. Dank dieser neuen Anlage hält Krakow nun bei der Müllverbrennung die EU-Normen ein. Der Direktor erklärte jedoch schon bei der Begrüßung, dass auch diese Technik nur ein Zwischenschritt auf dem Weg hin zu einer umfassenden Recyclingquote sein kann, nicht nur weil 20% des Müllaufkommens als toxische Asche zurückbleiben.
Den dritten Tag verbrachten wir unter der Leitung zweier Professoren der Universität Krakow, die zum Thema Luftverschmutzung forschen. Am Morgen führten sie uns zunächst auf den künstlichen Berg Kopiec Kosciuszki, von dem aus wir die smogfördernde topografische Lage Krakows in einer Talsenke besonders gut sehen konnten. Anschließend besuchten wir eine der zahlreichen Stationen zur Messung der Luftqualität in der Stadt. Der Techniker vor Ort demonstrierte uns, wie er die Belastung durch verschieden große Feinstaub-Partikel und Luftverschmutzung durch flüchtige Gase misst. Am Nachmittag nahmen wir auf dem Universitätscampus eine Luftprobe und betrachteten sie anschließend im Labor unter dem Elektronenmikroskop.
Am vierten Tag waren wir zu Gast bei der Verwaltung der Woiwodschaft Kleinpolen, in der Krakow liegt. Wir erfuhren, dass Smog, der in Deutschland weitgehend der Vergangenheit angehört, weiterhin ein großes Problem in Krakow ist, weshalb jede Schule mit einem Warngerät ausgestattet wurde. Hauptursache ist nicht mehr die Industrie, sondern die weiterhin verbreitete Kohleheizung. Auch die Woiwodschaft Kleinpolen hat deshalb mit der Förderung von Wärmepumpen begonnen, eine Form der Energiegewinnung, die wir in einem praktischen Experiment vor Ort direkt erleben konnten.
Am fünften Tag ließen wir die Stadt hinter uns und unternahmen eine ausgedehnte Wanderung im Tatra-Nationalpark, die auch eine Kletterpartie für Schwindelfreie und einen finsteren Höhlenaufstieg beinhaltete. Dass die Umweltprobleme der Stadt Krakow vor der Tatra nicht halt machen, zeigte uns der Nationalpark-Guide anhand der geschädigten Bäume im Außenbereich. Der Kernbereich des Naturparks dagegen ist gut von der verschmutzten Luft abgeschirmt: Die langen Flechten an den Bäumen sind ein Indikator sauberer Luft.
Nebenbei haben wir übrigens auch die Altstadt Krakows besichtigt und die Synagogen im jüdischen Viertel Kazimierz. Wir haben mit unseren polnischen Partnern Polnisch, Deutsch und Englisch gelernt, wir haben zusammen Fußball, Volleyball und Basketball gespielt und gemeinsam musiziert. Darüber haben wir uns so gut kennengelernt, dass beim Abschied manche Träne floss.
Wir freuen uns schon sehr auf den Gegenbesuch der polnischen Schüler und ihrer Lehrer in Berlin im nächsten Schuljahr und unser neues gemeinsames Umweltprojekt.
Ein ganz herzlicher und großer Dank geht an unseren Dolmetscher Herrn Sobek, Agathas Vater, der sich extra Urlaub genommen hat, um uns zu begleiten und bei allen Veranstaltungen und Workshops wie ein Profi übersetzte.
Wir bedanken uns außerdem beim Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW), das die Fahrt großzügig finanziell unterstützte.
Britta Fredrich